Joe Lang gibt Nachhilfeunterricht

Die Weltwoche gibt Joe Lang die Möglichkeit, »statt hintenrum« die Kritik am Demokratieverständnis der Weltwoche und ihrer Autoren »direkt« zu äußern. Lang nutzt diese Gelegenheit zu einem historisch argumentierten, aufschlussreichen Essay mit dem Titel »Das Volk darf nicht alles«.

Seine zentrale These: Demokratie braucht zwei Standbeine, Volkssouveränität mit Mehrheitsentscheiden dabei das eine, Grundrechte, Gewaltentrennung, Diskriminierungsverbot das andere. Lang schreibt abschließend:

Zwischen der Schwierigkeit, den Souverän für Nichtchristen, Frauen und Zugewanderte zu öffnen, und der Leichtigkeit, Menschen, insbesondere Andersgläubige, zu diskriminieren, gibt es einen engen Zusammenhang. Die Zugehörigkeit zum Souverän war historisch an Voraussetzungen gebunden, die sich mit einem modernen Verständnis von Gleichheit und Freiheit immer weniger vertragen. Es ist gut, dass das demokratische Bein unserer Demokratie, die Volkssouveränität mit ihrer Mehrheitsregel, sehr stark ist. Es ist schlecht, dass ihr liberales Bein, zu dem die Grundrechte, das Gleichheitsgebot, das Diskriminierungsverbot, die Gewaltenteilung, die religiöse Neutralität gehören, viel schwächer ist. Eine moderne Demokratie steht auf zwei gleich starken Beinen. Dabei hat das liberale Bein das Recht, sich notfalls dem demokratischen Bein entgegenzustellen. In einem demokratisch-liberalen Gemeinwesen darf auch der Volkssouverän nicht alles.

Nun könnte man denken, dass der sorgfältig argumentierte Artikel, mit welchem die Weltwoche ihre Einseitigkeit, ihre ideologische Anbiederung an die SVP und die »ich habe nichts gegen Ausländer, aber…«-Menschen dieser Schweiz mit einem Platz für Andersdenke zu kaschieren sucht, Leuten zu denken geben könnte. Die Kommentare auf der Seite lassen aber ein anderes Bild entstehen:

Ernst Frischknecht     17.12.09 10:13
Josef Lang, ich finde seine Kometare absolut daneben, mehr Zeit möchte ich zu dieser Person nicht aufbringen!!!!!!!!C. Christ     17.12.09 09:49
Ihr Linken könnt noch so lange eure Kommentare in diese ehrliche und volksverbundene Zeitung schreiben. WIR, die Nichtlinken werdet Ihr damit genauso wenig herumkriegen wie umgekehrt. Also gebt es auf. Ihr vergesst immer noch, dass ein Grossteil des Volkes nicht blöd ist!

heinz kost     17.12.09 09:05
was dabei herauskommt wenn man „links liberalen“ kräften mehr macht zugesteht hat man in der vergangenheit zur genüge gesehen, als historiker sollte man eigentlich zu besseren schlüssen kommen vor allem wenn man die vergangenheit analysiert

Bernhard Zueger     17.12.09 08:03
Wenn Menschen wie Josef Lang mich vertreten habe ich ein sehr sehr schlechtes Gefühl. Ich mag diesen Ultra-Linken nicht und kann seine Weltanschauung nicht teilen. Leute seines Schlages vertreten die bürgerliche Schweiz und rechtschaffene Leute, die sich redlich und mit Arbeit in der Privatwirtschaft durchsetzen und „am Leben erhalten“ müssen, keineswegs.

Liebe Herren Frischknecht, Christ, Kost, Züger, Gut, Köppel, Engeler: Ich hoffe ich tue Ihnen nicht Unrecht, wenn ich annehme, Sie seien keine Juden, keine Frauen, keine Muslime, seien nicht schwul, kriminell, drogenabhängig, arbeitslos oder psychisch krank. Zudem sind Sie wohl keine Ausländer, wohnen nicht in einem nicht-deutschsprechenden Teil der Schweiz; gehören generell keiner Minderheit an. Und nun kommt der schwere Teil: Stellen Sie sich mal vor, Sie gehörten einen Tag zu einer Minderheit Ihrer Wahl und würden von einer Mehrheit diktiert bekommen, was Sie dürfen bzw. nicht-dürfen. Und dann überlegen Sie sich: Fänden Sie dann ein System, in dem eine Mehrheit über ihre Minderheiten bestimmt, ein gutes System? Und was meint wohl Joe Lang mit dem anderen Bein?

P.S.: Der Kommentator Peter Fritz will von Joe Lang wissen, warum sich nur ein Bein (Rechte) dem anderen (Volkssouveränität) entgegenstellen darf. Und ich antworte an seiner Stelle: Weil »Rechte« niemandem Rechte wegnehmen, sondern sie garantieren, »Souveränität« das »andere Bein« aber nur betrifft, wenn es darum geht, jemanden in seinen Rechten zu diskriminieren.

P.P.S.: Auch eine Frau hat sich bei den Kommentaren zu Wort gemeldet. Wiederum eine argumentative Finesse, welche zur Weltwoche gut passt.

Karin-Maria Schäfer     17.12.09 13:57
Warum gab es in AI so lange kein Frauenstimmrecht? Ganz einfach, weil es die sehr selbstbewussten und wehrhaften Innerrhödlerinnen nicht brauchten, da die Meinung, welche der Mann auf dem Landsgemeindeplatz schlussendlich vertrat, zu Hause gemeinsam beschlossen wurde.
Ansonsten brauchen wir in unserer vernünftigen bürgerlichen Eidgenossenschaft weder Langs noch Schlegels, deren Fähnchen sehr gerne bei den Palästinensern, deren Freunden, den RAFs, und anderen linken Terroristen weht