Letzte Woche habe ich bereits darüber gebloggt, wie Maschinen, Roboter oder Algorithmen (gemeint: Prozesse, die nicht vom Menschen gesteuert werden) in der Lage sind, Aufgaben zu übernehmen, von denen man denken würde, sie könnten nur von Menschen ausgeführt werden. Insbesondere ging es um das Verfassen journalistischer Texte und um Anlegeentscheide an Börsen.
Ich bin der Meinung, dass wir heute nur an wenigen Beispielen sehen können, wie maschinelle Abläufe die Struktur unserer Welt in kurzer Zeit prägen werden. Letztlich kreisen diese Abläufe um die Möglichkeit, dass es den Menschen als Nutzer der Technologie nicht mehr braucht, sondern die Technologie mit sich selbst zu interagieren beginnt. Man spricht dabei auch vom Internet der Dinge. Im Folgenden zwei weitere Beispiele:
1. Wie Algorithmen Preise bestimmen
In den USA gibt es schon länger Supermärkte, bei denen die Preise digital an den Regalen angezeigt werden, nicht aber auf den Produkten. Die Preise sind so anpassbar. Der ideale Supermarkt wäre (für die Betreiber) einer, der die Preise jeweils optimiert, so dass viele Leute möglichst viel für die Produkte bezahlen (z.B. könnte der Preis jeweils erhöht werden, wenn es nur noch wenig von einem Produkt gibt oder er könnte gegen eine Gebühr durch den Hersteller gesenkt werden, wenn Konkurrenzprodukte besser verkauft werden etc.).
Ein solches Beispiel beschreibt der Biologie Michael Eisen auf seinem Blog: Verkäufer, die auf der Plattform von Amazon aktiv sind, passen ihre Preise mittels Algorithmen an die Preise anderer Verkäufer an. Das Beispiel von Eisen zeigt, wie so der Preise eines Buches kurzzeitig bei über 23 Millionen Dollar lag. Niemand zahlt 23 Millionen Dollar für ein Standardbiologiebuch, ob es nun vergriffen ist oder nicht – doch das wissen die Algorithmen ja nicht, weil sie nur gegeneinander spielen (oder nur ihrem festgelegten Ablauf folgen).
Das Fazit wäre so simpel wie schwerwiegend: Wenn die Bots übernehmen, dann kann einiges außer Kontrolle geraten.
2. Warum Werbung überflüssig wird
Ein zweites Beispiel entnehme ich der Monster-Rezension der zweiten deutschen WIRED-Ausgabe durch Christoph Kappes. Kappes schreibt in Werben und Verkaufen über eine Kolumne von Amir Kassaei:
Wo langfristig Käufer die Kommunikationsbedürfnisse anderer Käufer befriedigen und wo es um Commodity-Produkte geht, steht Werbung generell auf dem Prüfstand. Denn wo nichts Substantielles zu kommunizieren ist, erzeugt Werbung statt Wert nur Kosten, sie ist ökonomisch sinnlos, gar im Wortsinn kontra-produktiv. Denkt man das ein paar Dekaden weiter, muss man über eine andere Ebene reden: Warum sollen Käufer Inszenierungen glauben in einer Welt, in der Roboter die industrielle Fertigung übernehmen? Wo ist eigentlich der Ansatzpunkt für Werbung, wenn „die Dinge“ miteinander kommunizieren, etwa weil der Kühlschrank einen Dauerauftrag laufen hat und die Kassaei-sche, von Social Media geprägte „Beziehung“ sich für Fremdprodukte gar nicht mehr medial durchdringen läßt, es sei denn es gibt eines Tages werbefinanzierte Kühlschränke, was zu befürchten ist?, Man muss mittelfristig die Frage stellen: Welche Wertschöpfung leistet eigentlich Werbung?
Kurz gesagt: Bald werden wir nicht mehr einkaufen, sondern unseren Kühlschrank programmieren. Er wird dann mehr oder weniger automatisch Bestellungen rausschicken (z.B. wenn die letzte Milchpackung angebrochen wird, wird eine neue bestellt). Der Kühlschrank wird Kaufentscheidungen nach Kriterien fällen, die wir ihm mitteilen können.